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Ziel der Reformation ist es, dass Menschen Jesus kennenlernen! Und zwar durch uns.

  • Autorenbild: Manuel Janz
    Manuel Janz
  • 11. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Okt.

Gedanken von Pfarrer Manuel Janz zum Reformationstag 2025:


Zum 31. Oktober steht wieder das Thema Reformation auf der Tagesordnung. Aber nicht nur wegen des Datums, sondern auch angesichts der rasanten Veränderungen in der Welt sind wir als Christen, als Gemeinden, als Kirche herausgefordert zu fragen: Welche Veränderungen sind jetzt dran bei uns?


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Quelle: Pixabay


In unseren deutschen Kirchen erleben wir seit Jahren hektische Bestrebungen, die äußeren Strukturen und die innere Ausrichtung an die rasanten Veränderungen anzupassen. Dieser Druck beherrscht inzwischen fast völlig die Tagesordnung in Kirche und Gemeinde. Aber dürfen diese sicher wichtigen Fragen alles andere überlagern? Und vor allem: Gehen die Reform-Tendenzen in die richtige Richtung? Was können wir aus dem Wort Gottes dazu lernen?


Paulus schreibt 2. Kor 4,5f: Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott, der sprach: „Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten“, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. 


1) Nicht wir selbst sind der Maßstab.


Es geht im letzten nicht um uns, unsere Gemeinde, unsere Kirche. Sondern es geht um Jesus Christus und darum, dass er der Kyrios, der Herr, ist. IHN sollen wir verkündigen. Paulus verwendet hier ein Wort, das die Tätigkeit eines königlichen Herolds meint, der in allerhöchstem Auftrag den Willen des Königs autoritativ zu verkünden hat. Eine Kirche, die sich nur noch mit sich selbst beschäftigt und die ihre Maßstäbe aus dem Zeitgeist ableitet, verfehlt dieses Ziel. Und Zielverfehlung ist Sünde.


Schon Jesus hatte seinen Jüngern die Richtung gewiesen: Lesen Sie Apostelgeschichte 1, 8: Gottes Reich kommt nicht durch Schaffung neuer Strukturen, sondern neuer Menschen. Gottes Reich beginnt nicht mit dem Appell, etwas zu tun, sondern mit der Befähigung, etwas zu sein: Jesu Zeuge. Darum beginnt das Neue nicht von außen, sondern von innen; die Ausgießung des Geistes ist Gottes Königsweg, sein Reich, seinen Einflussbereich auszubreiten.  Genau dies hält Paulus nun einer verunsicherten, desorientierten Gemeinde vor Augen: die Reformation, die Gott selbst schon gewirkt hat, und zwar in den Herzen seiner Kinder! Da geht es um „uns“, um jeden ganz persönlich.


2) Die Reformation der Herzen.


Da ist plötzlich in uns ein Glanz, der nicht von dieser Welt ist. Wir hatten durch die Sünde diesen Glanz (doxa) verloren (so Röm 3,23 wörtlich). Es ist der Glanz, der vom Angesicht Gottes aus strahlt. Wenn wir vor ihm stehen, werden wir - nach 2. Kor 3,18 (LÜ 2017) - diesen Glanz wie ein Spiegelbild widerspiegeln. Gottes Reformation bringt diesen Glanz neu in die Herzen der Glaubenden!


Diese Erneuerung in unseren Herzen ist aber nun nicht Selbstzweck, sondern hat ein Ziel (V 6b „damit“)! Was ist das Ziel? Damit wir vor den anderen glänzen können? Damit unsere Gemeinden neuen Glanz bekommen? Damit wir, die Erleuchteten, die Welt retten? Nein! Sondern - so übersetzt es die Lutherübersetzung 1984 sinngemäß völlig korrekt: „Damit durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis Gottes in dem Angesicht Jesu Christi“. Also: Durch uns, durch unser Wesen, unser Reden und unser Handeln sollen Menschen die Herrlichkeit Gottes in Jesus erkennen. Ziel der Reformation ist, dass Menschen Jesus kennenlernen! Und zwar durch uns. Damit das geschehen kann, brauchen wir - persönlich und als  Gemeinde Jesu - eine:


3) Reformation unserer Prioritäten.


Wir müssen in dieser verwirrenden Multi-Options-Gesellschaft deutlich sichtbar neue Prioritäten setzen - die heilige Einseitigkeit der Urgemeinde wiedergewinnen. Sie wurde die Kyriaké (daher: „Kirche“) genannt: Das sind die, die zum Kyrios Jesus gehören; bei denen kann man den Kyrios Jesus kennenlernen.


4) Priorität: Jesus anpreisen.


Kann man bei uns Jesus kennenlernen? Steht Jesus bei uns im Mittelpunkt? Ich höre viele Predigten, da ist nur von „Gott“ die Rede, aber Jesus kommt nur vor, wenn es unbedingt sein muss. Von Pastor Wilhelm Busch sagte man: Wenn man mit dem redet, landet man immer gleich bei Jesus. Bitten wir um eine neue Begeisterung für Jesus! Der Jesus inside ist dann auch outside zu erkennen. Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über. Nicht nur auf den Kanzeln, sondern auch in unserem alltäglichen Umgang?! Die Menschen brauchen Rettung. Darum müssen sie Jesus kennenlernen! Durch uns!


5) Priorität: Ewigkeitsperspektive.


Nur wer die Ewigkeitsperspektive hat, kann einordnen, was heute Vorrang hat und was nicht. Immer wieder durch die Zeiten - v.a. in der Urgemeinde, aber auch in der Reformationszeit und auch heute - gab es Aufbrüche von Christen, die die Wiederkunft Jesu noch zu ihren Lebzeiten erwarteten und deshalb alles daransetzten, um noch möglichst viele Menschen für Jesus zu gewinnen. Manch schlaue Theologen rümpfen da die Nase. Doch Jesus selbst ruft zur Wachsamkeit auf und bezeugt: „Ich komme bald!“ (Offenbarung 22,20). Und er zeigt, dass umgekehrt die Haltung „Mein Herr kommt noch lange nicht“ dazu führt, sein Leben sinnlos zu verschleudern (siehe Matthäus 24,48f)!


Ich wünsche mir, ich wünsche Ihnen, ich wünsche meiner Kirche diese Reformation der Herzen, diese heilige Einseitigkeit: „Im Wort, im Werk, in allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen.“


Manuel Janz, Pfarrer i.R., Sulzfeld

 




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